All Roads lead to Rome
Bericht vom 22. Rom-Marathon
10. April 2016

Ein Wochenende voller Eindrücke und einer der schönsten Marathons, die wir bisher erlebt haben, liegt hinter uns. Am 10.04.2016 war es endlich soweit: Alex und ich starteten beim 22. Rom-Marathon! Der Startplatz bzw. alles, was daran hing, war mein Geburtstaggeschenk, das Alex mir im Januar beim Geburtstags-Überraschungslauf im Aachener Wald machte. Meine Vorfreude war entsprechend groß.

Unglücklicherweise wurde Alex eine Woche vor der Abreise von einem Infekt heimgesucht, sodass bis kurz vor dem Wochenende gar nicht sicher war, ob er würde starten können, aber wir hatten dann vereinbart, es einfach etwas ruhiger angehen zu lassen, keine Bestzeiten anzupeilen und den Marathon nicht zuletzt wegen seiner sehenswerten Strecke einfach zu genießen. Mir kam dies sehr entgegen, da ich aus Zeitmangel und wegen der kalten Temperaturen nicht ausreichend trainiert war für richtig gute Zeiten und den Lauf im langsamen Tempo einfach auf mich wirken lassen wollte.








Nun war es endlich soweit. Alex hatte alles perfekt vorbereitet, sich sowohl um die Startplätze als auch die obligatorischen Runcards, die Flüge und die Hotelunterkunft gekümmert. Am Samstag starteten wir mit dem Flugzeug in Richtung Rom. Dort angekommen, wollten wir als erstes unser Gepäck ins Hotel bringen, danach mit der U-Bahn sofort zur Marathonmesse, um unsere Startunterlagen abzuholen.








Neben einem ärztlichen Attest braucht man für den Rom-Marathon auch die italienische Runcard, die man schriftlich beantragen kann. Wir hatten bereits alles elektronisch hochgeladen, sodass wir unsere Startpakete sofort in Empfang nehmen konnten. Wir erhielten neben einem schicken T-Shirt auch einen hochwertigen Rucksack sowie diverse Give-aways. Auf der Messe herrschte die lebhafte Stimmung, die man von Marathonmessen üblicherweise her kennt, mit dem Unterschied, dass es in Rom dann doch um einiges lebhafter, eben südländischer zugeht als in Deutschland. Darüber hinaus fiel uns ins Auge, dass die italienischen Läufer, anders als deutsche Läufer, schon total durchgestylt, d. h. in Jogginganzügen ihres Vereins bzw. Laufclubs zur Messe kamen. Viele hatten sogar eigens für dieses Ereignis hergestellte Shirts an. Es war beeindruckend zu sehen, wie überaus gründlich sich viele auf diesen Marathon vorbereitet hatten, nicht nur im Hinblick aufs Training, sondern auch in Hinblick auf ihr Outfit.








Der Marathon selber war wunderschön, super organisiert von der ersten bis zur letzten Minute, die Kulisse vor den Jahrtausende alten Gebäuden einfach sensationell. Einfach ein Erlebnis, an das man sich lange erinner...
Kurz zusammen gefasst:

Start am Kolloseum, früher Stätte der Gladiatorenkämpfe und beeindruckendes Bauwerk des alten Römischen Reiches und deshalb auch Fotoobjekt Nr. 1 für fast jeden Läufer. Zum ersten Mal fiel mir hier bewusst auf, dass es kaum noch einen Läufer ohne Handykamera gibt, das Handy ist mittlerweile fast unverzichtbarer Teil der Läuferausstattung, naja, an so einem Tag sowieso… Man möchte einfach alles festhalten, für später, zum Zeigen, für Freunde und Verwandte, für sich selbst, zum späteren Erinnern und Erzählen… Auch das Wetter spielte mit, pünktlich zum Start verzogen sich die Wolken und es wurde sonnig, so dass wir später sogar einen Sonnenbrand auf den Armen hatten. Am Start ein buntes Gewimmel, wir sind nicht in Rom, sondern in Babylon, schoss es mir kurz durch den Kopf auch angesichts der vielen unterschiedlichen Nationalitäten und der Sprachengewirrs.






16.000 Starter stehen bereit, dann noch kurz ein italienischer Coutdown, dann ging das Sightseeing los. Vom Kolloseum in Richtung Fori Imperiali hinüber zum Circus Maximus. Das Gesamtbild war beeindruckend, eine förmlich niemals endende Läuferschlange bewegte sich durch eine atemberaubende Kulisse in der tausende von Menschen am Rand in lautem Getöse uns anfeuerten. Es überkam uns beide immer wieder ein neuer Gänsehautmoment. Immer wieder große und beeindruckende Gebäude und Plätze, von denen wir die Namen oftmals nicht wussten. Einige Male kreuzten wir den Tiber über interessante Brücken.

Entgegen der Ankündigung eines Schweden, mit dem wir im Startbereich kurz plauschten und der uns einen flachen Kurs beschrieben hatte, waren einige Steigungen zu überwinden. Rom heisst nicht umsonst Stadt der sieben Hügel. Daneben erforderte das Kopfsteinpflaster mit Unebenheiten und Löchern vollste Konzentration. Alles in allem keine Voraussetzungen für neue Bestzeiten. Trotzdem erreichte der Erste das Ziel in sagenhaften 02:08 Std., wovon wir im hinteren Teil des Feldes natürlich nichts mitbekamen. Dort wurden wir auf die typisch italienische Art durch die zahlreichen Zuschauer am Straßenrand angefeuert, von Musikkapellen und anderen Bands unterhalten, sodass die Zeit wie im Flug verging. Nur an unserer zunehmenden Erschöpfung merkten wir, dass wir schon Stunden unterwegs waren und diesmal auch deutlich langsamer als sonst.










Mehr als einmal sind wir überwältigt von dem, was wir sehen, die reichlich verzierte Trajanssäule, das Olympiastadion, das riesige Monumento Vittorio Emmanuelle, Piazza del Popolo, Petersplatz und Petersdom, die spanische Treppe. Immer wieder lässt einen die Umgebung realisieren wie privilegiert wir gerade sind: an diesem tollen Ort einen Marathon zu laufen – der Gedanke daran lässt die Anstrengung verdrängen. Wir wollen den Lauf voll und ganz genießen, alles aufsaugen, bloß nicht zu schnell finishen und den Moment dadurch nicht genügend genoßen zu haben. Langsam bewegen wir uns vorwärts und dennoch, die Eindrücke gehen so schnell vorüber wie sie kommen - am Ende geht’s noch durch eine gutbesuchte Haupteinkaufsstraße der Stadt, bevor wir Richtung Ziel am Kolloseum einbiegen. Wir nehmen uns an der Hand, strecken die Arme nach oben und laufen erschöpft aber absolut glücklich ins Ziel ein. Gleich dahinter lassen wir uns an einem Gitter nieder und entspannen ein paar Minuten. "Es war mein schönster Marathon, den ich je gelaufen bin," sagt Alex gleich und ich kann eigentlich nur zustimmen.










Nach ein paar Minuten stehen wir wieder auf, lassen uns noch mit ein paar waschechten Römern fotografieren, holen unsere verdiente Medaille ab und legen uns dann auf Wärmefolien vor das Kolloseum. Der Zielbereich war super organisiert, es gab reichlich zu trinken und zu essen, die Kleiderwagen mit unseren Rucksäcken war nur wenige Meter entfernt und so lagen wir fast noch eine ganze Stunde in der Sonne und genoßen den Augenblick.

Am Ende haben 13.884 (11.107 Männer und 2.777 Frauen) Läufer den Maratona di Roma gefinished, die letzten in 07:30 Std. Dies ist wohl eine weitere Besonderheit an diesem Marathon, denn die meisten Marathons haben eine Deadline von 06:00 Std.


Nachmittags nach einer kurzen Verschnaufpause gings dann für Alex und mich noch weiter durch die Stadt, Trevibrunnen, Spanische Treppe und weitere typische Touristenmagnete besuchen – teilweise waren wir schon während des Marathons daran vorbeigelaufen. Wir wollten so viel wie möglich sehen von der Stadt. Als Abschluss waren wir dann am folgenden Tag noch im Colloseum, Forum Romanum und auf dem Palatinberg. Schade, dass die schöne Zeit in Rom so schnell verflogen ist, zu Hause haben wir viel zu erzählen und zeigen.








 

Lisa



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