Bericht vom Hunsrück-Marathon
23. August 2015

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Über den Schinderhannesradweg zur Bestzeit

Auf in den Hunsrück – zum 15. RWE Hunsrück Marathon. Sonntag früh in Düsseldorf ging es los mit dem Auto, doch nicht wie üblich zum Start des Marathons in Emmelshausen,sondern nach Simmern, Zielort des Hunsrück-Marathons. Wenige hundert Meter von der Hunsrückhalle konnte man klasse parken und seine Startnummer in aller Ruhe abholen – dazu gab's einen prall gefüllten Starterbeutel mit kostenlosen Teilnehmershirt, Bufftuch und vielen Proben und Sportlernahrung. Beim Umziehen noch die Qual der T-Shirtwahl – das Finishershirt vom Monschau Marathon oder doch das Shirt des Rhein-Ruhr-Marathon? Das Finishershirt des Hundrück-Marathons selber, wollte ich Aberglaube wegen, erst nach dem erfolgreichen Finish anziehen. Ich entschied mich für das Shirt vom Rhein-Ruhr-Marathon und nahm dann um 7:55 Uhr den kostenlosen Shuttlebus, der die Marathonläufer zum eigentlichen Start des Marathons,nach Emmelshausen, brachte. Die Busfahrt dauerte etwa 30 Minuten und war angenehm. Während der Fahrt blätterte ich noch die Veranstaltungszeitung durch, las den einen oder anderen Erfahrungsbericht aus dem letzten Jahr und versuchte mir besonders das Streckenprofil einzuprägen:

Unsere Strecke führte uns von Emmelshausen über Pfalzfeld, Ebschied nach Kastellaun, wo der Halbmarathon startete, dann weiter nach Hasselbach und Neuerkirch nach Simmern – dem Ziel unseres langen Laufes. Den Großteil des Laufes fand auf dem Schinderhannesradweg statt, der heutzutage über die alte Trasse der ehemaligen Hunsrückbahn verläuft. Benannt wurde der Weg nach dem deutsche Räuber Johannes Bückler, der zu seiner Zeit auch Schinderhannes genannt wurde. Ein Blick auf das Höhenprofil verriet, dass es "wellig" werden würde. Ich prägte mir die markanten Anstiege ein, Kilometer 4, dann ein längerer, durchgehender Anstieg von Kilometer 12 bis 17 und später noch einmal bei etwa Kilometer 27 bis Kilometer 30. Wer danach noch Kraft hatte, konnte danach noch einmal auf einer leicht abfallenden Strecke Gas bis ins Ziel geben.

Angekommen in Emmelshausen traf ich gleich viele bekannte Gesicht. Johannes aus Lahnstein erzählte mir noch von seinen Erfahrungen beim Two-Oceans-Marathon in Südafrika, während mich Pater Tobias aus Duisburg direkt am T-Shirt erkannte – es war also die richtige Wahl gewesen. Auch die Wald-Zwilling (Inga Wald und Rieke Kaiser) waren am Start, obwohl Rieke nur zum supporten gekommen war. Ich machte mich bereit und während mein abgegebener Starterbeutel mit dem Transporter von Emmelshausen nach Simmern gebracht wurde, stand ich nun also an der Startlinie.

3..., 2..., 1... Start! Es geht los und direkt läuft gefühlt das halbe Feld an mir vorbei. Doch dank der mittlerweile gesammelten Marathonroutine wusste ich, dass ich einen Großteil der Läufer auf der Strecke noch einmal sehen (und überholen) würde. Auf dem ersten Kilometer gehts raus aus Emmelshausen, leicht abfallend, nach Basselscheid entlang des Eichelbaches. Ich lasse es erstmal ruhig angehen, einen wirklichen Plan oder Zielzeit habe ich mir nicht gemacht. Schneller als erwartet, kommt dann der erste Anstieg bei Kilometer 4, etwa 500m gehts gut bergauf, aber selbst für mich "Flachläufer" gut machbar. Oben angekommen, erwische ich eine erste kleine Gruppe und entscheide mitzugehen. Einen guten 5er Schnitt laufen wir über mehrere Kilometer. Ist das zu schnell? Wird sich das nachher rächen?

Bis Kilometer 10 bleibe ich im Windschatten, lasse mich dann aber etwas zurück fallen – zu groß erscheint mir das Risiko, dass der "Mann mit dem Hammer" später richtig zulangen wird. Ich laufe einige Kilometer mein eigenes Rennen, halte die Gruppe vor mir aber immer in Sichtweite. Zu mir gesellen sich bei Kilometer 14 zwei weitere Läufer, die von hinten aufschließen. Ich hänge mich hinten dran und lasse mich über die nächsten flach-ansteigenden Kilometer etwas mitziehen. Die Strecke liegt mittlerweile ausschließlich auf dem Schinderhannesradweg, was angenehm ist, weil die Bäume und Büsche links und rechts immer wieder Schatten liefern. In Lingerhahn nehme ich wieder etwas Tempo raus, nehme auch das erste Energygel zu mir – hoffentlich hilft es den "Mann mit dem Hammer" auf Abstand zu halten. In Kastellaun, bei der Halbmarathondistanz, ist großer Trubel. Ich laufe wenige Minuten vor dem Start des Halbmarathons ein und ernte von den Halbmarathonläufern viel Applaus. Das tut gut und ich schließe wieder zu meinen beiden Begleiter auf und wenige hundert Meter gehe ich sogar vorbei.
Kurzer Check auf die Uhr: Ich bin auf einem guten 3:35 – 3:40 Kurs, sollte ich das Tempo halten können.

Aber mein Körper fühlt sich gut an. Ich achte sehr auf meinem Atmung um mögliche Seitenstiche zu vermeiden. Nach und nach überhole ich Läufer, die ihrem schnellen Tempo nun Tribut zollen müssen. Meine Kilometerzeiten bleiben bei 5:15 min/km, stoppe nun aber immer mal wieder bei den Verpflegungspunkten, die äußerst gut ausgestattet sind. Läufergruppen gibt's nun nur noch wenige, das Feld zieht sich auseinander. Kilometer 25, ich checke nochmal die Zeit und realisiere, dass das heute eine richtig gute Zeit werden kann: Ich fühle mich gut, und laut dem mir bekannten Höhenprofils wird es ab Kilometer 31 nur noch leicht bergab gehen. Ich setze mir Kilometer 31 als Marke, bis dahin das Tempo zu halten, und danach nur noch rollen zu lassen.

Der letzte Anstieg beginnt beim Beller Bahnhof, doch es läuft äußerst gut. Ich kann das Tempo gut halten – bei Kilometer 31 schaue ich auf die Uhr: knapp unter 2:45:00. Mir bleibt eine Stunde für die restlichen 11 Kilometer. "Das schaffst du" geht mir immer wieder durch den Kopf – "einfach Rollen lassen". Und so lasse ich es Rollen und nach dem jedem Kilometer checke ich die Zeit – ich bleibe im Plan und laufe "mein Rennen" nun nach Hause. Bei Kilometer 41 laufe ich in Simmern ein, plötzlich geht es unter einer Unterführung durch, direkt dahinter noch einmal 200-300m steil bergauf. Hab ich mich verlaufen? Hatte ich das nicht im Höhenprofil gesehen? Nein, scheinbar nicht, aber da muss ich nun durch. Ich fliege förmlich über den Anstieg und sehe dann bereits den langen Zieleinlauf.

Letzte Energiereserven mobiliseren und dann ist es geschafft: Neue Bestzeit!
3:42:05 steht am Ende zu buche, erstmals unter der magischen Zeit von 3:45:00. Ich bin absolut happy, freue mich über die schöne Medaille, die auf der Vorderseite den Schinderhannesradweg von Emmelshausen nach Simmern zeigt, und auf der Rückseite die Flammensäule von Pfalzfeld.

Mit einem kühlen Bier der lokalen Brauerei Kirner setze ich mich am Marktplatz auf die Treppen und genieße den Moment. Der Stolz über die Zeit übersteigt die Schmerzen in den Waden. Ich hab’s geschafft. Ich bleibe einige Zeit dort sitzen, spreche mit den einen oder anderen Bekannten und gehe dann in dem benachbarten Schwimmbad duschen. Schön kalt und erfrischend.

Es sind nur wenige Meter zur Hunsrückhalle wo bereits die ersten Ergebnisse aushängen. Mein Ergebnis: Gesamt - 57. Platz und noch besser: 3. Platz in meiner Altersklasse!

Medaille
Der verdiente Lohn

Mein Fazit: Hunsrück – ich komme wieder. Ein super organisierter Marathon mit gutem Preis-Leistungsverhältnis (kostenloses Finishershirt, Bufftuch, k ostenloser Shuttleserice, kostenlose Parkmöglichkeiten direkt am Ziel, tolle Strecken- und Zielverpflegung etc.). Die Strecke ist landschaftlich schön und in den Dörfern entlang der Strecke erfährt man immer wieder die Anfeuerungen der begeisterten Zuschauer. Und trotz des welligen Profils kann man hier sogar persönliche Bestzeit laufen!

 

Alex(ander)



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