Be part of the history!

28th Athens Classic Marathon oder 2500 Jahre Marathon

Nur wenige wissen, dass wir mit dem Jahr 2010 ein historisches Marathonjahr schreiben. So hechelte der Bote Pheidippides am 12. September 490 v. Chr. von Marathon nach Athen, um dort mit dem Ausspruch „Nenikekamen“ (Wir haben gesiegt) den Sieg über die Perser zu verkünden. Danach verstarb er an den Strapazen des Laufs. Mit der Einführung der Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahre 1896 wurde der legendäre Lauf des Pheidippides zum ersten Marathon als Wettkampfdisziplin ausgetragen. Der griechische Marathon-Olympiasieger Spyridon Louis benötigte für die damals noch knapp 40 km lange Strecke gerade mal 2:58:50 und wurde damit im Panathinaikon-Stadion zu Athen als Nationalheld der Griechen gefeiert.

v.l.n.r. Josef Schmitz, Christine Kempchen und Wilfried Helmer hochmotiviert am Start mit eigens für den Athen Marathon entworfenen T-Shirts

Zufällig hörten wir im vergangenen Jahr, dass der Marathon damit imJahr 2010 sein 2500-jähriges Jubiläum feiert. Schon 2009 holten wir uns damiteifrig Informationen auf diversen Marathonmessen ein, aber so richtig schlauwurden wir zunächst nicht aus diesem in unseren Augen so großartigem Event. Nach langem Warten und fast täglichem Beobachten der Webseite konnten wir uns dann allesamt im März 2010 erfolgreich für das Ereignis des Jahres anmelden und sicherten uns damit einen Platz unter den 12.500 Läufern. Jetzt musste nur noch das Training passen!

Josef, Christine und Wilfried unter dem Symbol des Olympischen Feuers, es sind nur noch wenige Minuten bis zum Start

Leider wurde die Vorbereitungsphase von einigen Hindernissen geprägt.Läufer Wilfried Helmer zog sich bei einem langen Lauf durch den ‚Öcher Bösch eine Adduktorenzerrung zu, Cornelia te Strake klagte über Motivationslosigkeit und Grippe und Christine Kempchen reiste mit einer Erkältung in Athen an. Nur Josef Schmitz hatte die Vorbereitung sorgen- und schmerzfrei überstanden. Vor dem Abflug wurde der Wetterbericht im Auge behalten, man sprach dort von strahlendem Sonnenschein, 19 Grad und einem leichten Wind aus NO – hurra, das bedeutete Rückenwind auf dem Parcours. Was das Höhenprofil mit 350 m anging, sorgten wir uns darum weniger. Immerhin sind wir den Aachener Wald mit seinem schönen Elleter Berg gewöhnt. Allerdings kursieren im Internet auch diverse Berichte, die nur von Plackerei und Quälerei auf der Strecke zeugten. So machte uns der Satz „Meine Zeit für die Halbdistanz verschweige ich, beim Jungfrau Marathon war ich schneller“ auf einer dieser Seiten doch sehr stutzig.

Cornelia te Strake und Christine glücklich im Ziel und schwerbehangen mit grandiosen Medaillen im prall gefüllten Panathinaikon-Stadion

In Athen angekommen, schlug dasdeutsche, ordnungsliebende Herz bei der phantastischen, griechischen Organisation gleich 3x höher. Bei unserer Ankunft am Flughafen erhielten wir anstandslos bei Vorlage unserer Registrierung ein mehrtägiges Ticket für die freie Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Ausgabe der Startnummern mit zugehörigerer Marathonmesse ließ auch keinen Wunsch unerfüllt. Schnell waren wir im Besitze unser hoffentlich glücksbringenden Nummern, die Ehrenmedaille zum 2500-jährigen Gedenken wanderte ebenfalls in den Rucksack. Am Tag des großen Events begann pünktlich morgens um 5:30 Uhr der Transport aller Läufer zum Start nach Marathon, an den Sammelstellen lief alles am Schnürchen. Nun kam der erste Schreckensmoment, der Bus fuhr die gesamte Strecke ab und das nur bergab. Und das sollten 350 Höhenmeter sein? Man hatte nahezu den Eindruck, dass eine Null fehlte. Sehr entmutigend und wir haben auch von einem Mitstreiter gehört, dass ein Läufer in seinem Bus sein Startgeld für diese unwürdige Strecke erstattet haben wollte. In Marathon angekommen, wartete ein Dixi-WC-Meer auf nervöse Läufer, perfekt beschilderte LKW nahmen die anstandslos nummerierten Kleiderbeutel entgehen, bei Sirtaki stimmten wir uns rhythmisch auf den Lauf ein, das Gerangel in den Startblöcken konnte beginnen. Die Helikopter kreisten über uns, das olympische Feuer wurde gezündet. Es konnte losgehen! Der Startschuss fiel und damit begann der große Kampf, denn 32 Kilometer bergauf laufen war definitiv kein Zuckerschlecken und alles andere als ein Vergnügen. Das hat es in sich, davon wissen wir zu berichten. Kein Wunder, dass jeden Kilometer rechts und links Sanitäter standen (Wilfried nahm die kostenlose Behandlung durch die Sanitäter dankend an und ließ sich seinen Oberschenkel permanent – er erinnert sich an 10 Mal – mit Eisspray behandeln) und Wasser alle 2,5 km gleich in Flaschen statt in Bechern ausgegeben wurde. Zudem wurden Riegel, Bananen und isotonische Getränke im Überfluss verteilt. Die Außenthermometer verkündeten warme 23 Grad, die Sonne schien uns direkt ins Gesicht, da war ein Sonnenbrand war vorprogrammiert. Die Strecke wurde gesäumt von stolzen Griechen, die sich bei den Läufern aus 89 Nationen für ihr Kommen bedankten und „Bravo, bravo!“-rufend die griechische Flagge schwenkten. Die Laternen trugen sichtbar für jeden, der sich auf der Strecke abmühte, den Aufdruck „Be part of the history“. Dieser Satz hat uns Meter für Meter nach vorne gebracht. Bei Kilometer 32 war der höchste Punkt der Strecke endlich erklommen, wir richteten den Blick hinab nach Athen. Das herbeigesehnte Bergablaufen ab diesem Punkt brachte jedoch nicht den gewünschten Effekt. Autsch, das zwiebelte in den Muskeln und mussten wir erst einmal eine Gehpause einlegen. Je näher man dann jedoch dem Ziel kam, desto grandioser wurde das Publikum und desto größer die Euphorie. Da fiel ein lockeres Laufen nicht mehr schwer. Man konnte das Panathinaikon-Stadion schon nahezu riechen. Ein letzter Abstieg entlang des Parlaments und nun war sie sichtbar, die Geburtsstätte der Olympischen Spiele. Die fünf hoch in den Himmel ragenden Ringe hießen den müden Läufer endlich willkommen. Da fasste man sich an die Hand und lief glücklich und freudestahlendend den vier großen Buchstaben „ZIEL“ entgegen. Tausende Fans, die uns von gefüllten Rängen zujubelten, in Kombination mit beschwingenden griechischen Klängen sorgten für Glücksgefühle ohnegleichen. Es war geschafft, nun sind wir Teil der 2500-jährigen Geschichte!

So sehen Sieger aus! Die Strapazen sind uns nicht (mehr) anzusehen, das Make-Up hat gehalten ;-)

Wie gut, dass wir erst im Nachhinein gelesen haben, dass der Athen Marathon mit diesem endlos währenden Anstieg der schwerste Straßenmarathon ist. Davon können wir ein Liedchen singen, welches aber nach Aachener Mundart auch besagt „You never walk alleng“. Wir waren ein gutes Team, sowohl bei den monatelangen Vorbereitungen als auch beim Lauf selber. Wir sind alle im Ziel angekommen, mit größeren und kleineren Wehwehchen, dafür sind wir nicht gestorben, wohl aber im Besitze einer besonders ehrenvollen und schönen Medaille. Und der Satz „Der Schmerz geht, der Stolz bleibt“ klingt noch immer in unseren Ohren nach.

Christine


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