Bericht vom Rursee-Marathon
4. November 2007

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Rursee-Marathon – Lauf der Sinne

Frisch aus dem Urlaub kommend und ein wenig aufgeregt mache ich mich am Sonntagmorgen auf in Richtung Rursee. Eine Straßensperrung auf meinem Weg, die dazu führt, dass ich mich verfahre und später als geplant in Einruhr ankomme, macht meine gute Laune ein wenig zunichte, gottseidank soll das nicht lange so bleiben. Ich ärgere mich, dass ich nicht mit den anderen zusammen gefrühstückt und in Fahrgemeinschaft gefahren bin, Schuld daran ist wieder mal meine Bummelei und Morgenmuffelei.

Vielleicht ist es dieser blöde Start in den Tag, jedenfalls bin ich beim Abholen meiner Startnummer plötzlich doch ziemlich unsicher, ob ich die lange Marathon-Strecke bewältigen werde und frage deshalb nach der Möglichkeit der Ummeldung auf den 16,5 km-Lauf. Ja, dies ginge, wie mir eine freundliche Helferin am Schalter mitteilt, allein die Aussicht auf eine Ausweichmöglichkeit reicht mir schon. Entscheiden will ich mich dazu nicht, denn wann in allen vorhergehenden Marathonläufen hat es einmal nicht geklappt, habe ich einmal nicht gefinisht? Nein, ich werde es auch diesmal wieder schaffen …

Der Rursee
Der Rursee

Welch Erleichterung, als ich viele bekannte Gesichter sehe, Begrüßungen, wer ist alles da, sind wir alle fit, wie ausgerüstet, wer fehlt noch usw. … die Minuten bis zum Start vergehen im Nu und auf einmal ist auch meine Zuversicht, es zu schaffen, wieder da. Gemeinsam werden wir uns auf die Strecke begeben und einen wunderbaren Rurseemarathon erleben. Und so ist es dann auch … sobald der Startschuss gefallen ist, fällt die Aufgeregtheit von uns ab. Ab jetzt sind wir in unserem Element. Gemeinsam laufen wir los, Anke, Jürgen, Helmut und ich, Godehard und Markus folgen kurz hinter uns.

Es wird ein Lauf für alle Sinne, eine wunderbare Farbenpracht des Herbstlaubes empfängt uns, das anfängliche Frösteln auf unserer Haut wird von einer angenehmen Wärme abgelöst, die unsere Körper durchströmt und je länger wir laufen, desto mehr Spaß macht es.

Das Wetter ist wie fürs Laufen gemacht, es zeigt sich sogar mal kurz die Sonne, welch ein Glück, dass wir vor Regen verschont bleiben. Denn auch solch einen Rurseemarathon kenne ich aus vergangenen Jahren, wo man durchweicht und völlig unterkühlt im Ziel ankommt und erst mal die Erschöpfung durch einen heissen Tee abschütteln muss.

Jürgen und Anke
Jürgen und Anke auf der Uftstaumauer

Wir laufen die erste Zeit gemeinsam, quatschen über dies und das, Anke und Jürgen machen ein Tempo wie für unseren neuen Rekord. Später verliere ich die anderen, obwohl Helmut extra auf mich gewartet hat, das Tempo ist mir ein wenig zu schnell. Godehard sehe ich noch als Leuchtturm (Herr Tur- Tur, wie komm ich nur darauf? …) vor mir im immer gleichen Abstand, das Tempo hat sich mittlerweile so eingependelt, dass ich immer von den gleichen Läufern umgeben bin. Ich geniesse die Landschaft, geniesse nun das gleichmäßige Traben meiner Füsse, lass die Gedanken schweifen, nun läuft es sich wie von selbst, wenn der Körper einmal auf Betriebstemperatur ist und sich auf den langen Lauf eingestellt hat. Die Eindrücke der Landschaft sind genial, wunderbare Bilder tauchen vor unseren Augen auf, ein Farbenspiel der Natur. Aufsaugen wie ein Schwamm und mit nach Hause nehmen. Genuss pur, man möchte immer so weiter laufen.

Helmut  Godehard
Helmut und Godehard auf der Uftstaumauer

Nur der steinige Untergrund stört heute ganz gewaltig meine Fusssohlen, bin ich auf einmal so empfindlich oder warum fällt mir das diesmal so besonders auf? Ich habe manchmal das Gefühl, die Schuhe wären hauchdünn, so spitz bohren sich die Schottersteine durch. Hoffentlich gibt das keine Blasen.

Ich wundere mich über den niedrigen Wasserstand im Rursee. Müsste der nicht viel höher liegen bei diesem verregneten Sommer, der hinter uns liegt? Hat es nicht wie aus Eimern geschüttet in letzter Zeit, sodass das Becken bis oben hin voll sein müsste? Solche Fragen gehen mir durch den Kopf während ich mich auf die nächste Verpflegungsstation freue. Es gibt Cola, die tut richtig gut, wenn die Ressourcen des Körpers langsam zur Neige gehen.

Lisa
Lisa auf der Uftstaumauer

Dann kommt diese Steigung 5 km vor dem Ziel, bei der ich im vorigen Jahr in Flüche und Morddrohungen ausgebrochen bin, auch dieses Jahr ist sie beinahe endlos, aber auch diesmal hat sie ein Ende, vor mir wird eine Frau von Sanitätern in Empfang genommen, doch ich nehme wieder Tempo auf, denn nun geht es fast nur noch bergab, der Rest ist ein Klacks.

"Du schaffst es unter 4 Stunden!", so feuern mich Zuschauer am Rand an, der Überblick über die Zeit ist mir schon lange verloren gegangen. Ein Blick zur Uhr, ja, sie haben Recht, wow, das haut noch hin, na, nun aber los, da ist es das Ziel, man sieht es schon von der gegenüberliegenden Seite, nur noch die Schleife und dann ist es geschafft! Super! Beifall, ich sehe bekannte Gesichter, die mir auf den letzten Metern zujubeln, der Augenblick des Zieleinlaufes ist total herrlich, man wird es später auf unsere Zielfotos sehen, alle mit strahlendem Lachen, alles Sieger!

Anke  Jürgen
Helmut  Lisa
Zieleinlauf Anke, Jürgen, Helmut und Lisa

Alle sind im Ziel: Jürgen empfängt mich hinterm Ziel, später treffe ich Helmut und Anke im Zelt, Godehard und Markus treffen kurz nach mir auch ein. Wir beglückwünschen uns, alle trotz Zweifeln und Wehwehchen im Ziel! Und auf einmal ist auch Susanne, meine alte Klassenkameradin wieder da. Wir liegen uns in den Armen, super schön, so vertraut, sich immer auf irgendwelchen Laufveranstaltungen zu treffen, ich freu mich sehr und wir verabreden sofort, zu telefonieren. Helmut futtert Kuchen, im Zelt herrscht eine zufriedene Stimmung, Fotos des Laufes laufen über eine Beamer dazu und lassen uns den Lauf Revue passieren.

Ein rundum schöner Tag, drei Tage später laufe ich wieder meine erste Runde durch den Wald. Ich fühl mich super, keine einzige Blase, wann hab ich so was schon mal nach einem Marathon erlebt, ich glaub, noch nie …

Hab mich in den letzten Tagen über Fotos amüsiert, meine Erlebnisse erzählt, jedem, der sie hören wollte oder auch nicht. Fazit: mein schnellster, aber nicht mein letzter Rurseemarathon!

 

Lisa



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