Erlebnisbericht vom 12-Stunden-Lauf in Köln am 2.10.2005

Kölner 12er

12 Stunden in Köln
oder:

Wie wir gegen den Gewinner des Transeuropalaufs gewannen!

Ein Bericht von Helmut und Sylvie

Alle Fotos von Gabi Leidner

Letztes Jahr waren wir beim kombinierten 6- und 12-Stunden-Lauf in Köln, liefen beide 6 Stunden und hatten viel Spaß dabei. Dieses Jahr sollten es 12 Stunden werden.
Der Vorteil der Stundenläufe ist, daß man auf jeden Fall ankommt. Die Zeit geht rum und das Ziel kommt von alleine.

Sylvies Kommentar bei Steppenhahn, was sie am meisten hasst am Ultra-Marathon: Das frühe Aufstehen. So war es auch heute. 5 Uhr Abfahrt in Aachen; dafür aber vorher das eigene Bett. Alternativ hätten wir auch in der Tennishalle am Start übernachten können.

Pünktlich fahren wir los und sind gegen 6 Uhr da - trotz der üblichen zahlreichen Baustellen auf der A4. Das Teilnehmerfeld ist (anders als beim Berlin-Marathon letzte Woche) mit 48 StarterInnen sehr übersichtlich, deshalb haben wir auch kein Problem, einen Parkplatz zu finden. Drei Minuten später sind wir angemeldet und sofort geht das große Hallo los. Man kennt sich in der Ultra-Szene.

Als besondere Prominenz waren Ilona Schlegel, die Gewinnerin der Frauen von 2004, und Robert Wimmer, der Gewinner des bisher einzigen Transeuropalaufs, am Start.

Vor dem Start
Vor dem Start - mit den Startnummern DUV-kompatibel vor der Brust

Beim Start war es fast noch dunkel. Aber auch ohne Taschen- oder Stirnlampe war die weitgehend unbeleuchtete Strecke zu erkennen. Gedrängel gab es von Anfang an nicht - man hat ja Zeit.

Zusammen mit Jürgen 'funRunny' Hoffmann zogen wir unsere ersten Runden mit 6 min pro Kilometer. Irgendwann teilte sich die Gruppe. Helmut etwas nach vorne (ich hatte Angst, Sylvie auf ein zu schnelles Tempo zu ziehen), Jürgen etwas nach hinten.

Von Anfang an achteten wir darauf, genug zu essen und zu trinken. Aber die große Auswahl kostete einiges an Zeit. Wie soll man sich da entscheiden?

Alles was das Herz begehrt!
Alles was das Herz begehrt!

Unterwegs stellte Elisabeth, am Ende Dritte knapp hinter Sylvie, uns eine kleine Denksportaufgabe: Wenn bei einem 24-Stunden-Lauf, der um 13 Uhr gestartet wird, eine Uhr um 13 Uhr gestartet wird (und vorwärts läuft), und eine zweite Uhr mit 24:00:00 gestartet wird und rückwärts läuft, zeigen dann beide Uhren irgendwann die gleiche Zeit an? Und wenn ja, wann? Und wie kann man das berechnen?

Ilona Schlegel soll sich diese Aufgabe ausgedacht haben, allerdings hatten Helmut und sie auf ihrer gemeinsamen Runde andere Themen (Mehrtagesläufe, 24 h, ...).

Helmut und Ilona
Eine Runde mit der Gewinnerin Ilona Schlegel

Naja, auf der ersten Hälfte eines solchen Laufes funktioniert das Gehirn noch halbwegs und solche Aufgaben sind lösbar. Mit zunehmender Veranstaltungsdauer wird es immer schwieriger.

Es war keine Überraschung, dass Ilona und Robert die jeweiligen Wertungen anführten, aber Robert war wohl nicht fit genug, das Tempo zu halten und stieg nach 92 km aus. Ilona wurde so mit 4 km Vorsprung verdiente Gesamtsiegerin.

Ilona und Robert
Halb zieht sie ihn ... (Ilona und Robert)

Zur Halbzeit wurde es langsam schwerer: Viel ist geleistet, aber viel ist noch zu tun. Helmut machte Mittagspause mit den angebotenen Nudeln, Sylvie pflegte etwas später eine dicke Blase.

Um 13 Uhr kam Nachschub auf die Strecke: Die 6-Stunden-LäuferInnen hatten einen erkennbar leichteren Schritt (und dreistellige Startnummern). Auch Markus aus Aachen war dabei:

Markus
Markus läuft - "nur" 6 Stunden

Tja, Helmut hatte sich getäuscht. Sylvie konnte das Tempo ganz gut halten. Oder sagen wir besser: Sie hatte nicht mehr Schwächen als er. Hatte sie vorher noch von 80 bis 90 km gesprochen, so wurden jetzt die 100 km angepeilt. Dafür hatte sie in Biel noch 13,5 Stunden gebraucht!

Sylvie
Sylvie - frisch wie immer

Volker Spanier lag lange Zeit vor den beiden. Aber ein solcher Lauf wird nicht in der ersten Hälfte entschieden. Die Frage ist, wie lange man ein halbwegs anständiges Tempo laufen kann.

Volker Spanier
Volker - noch ist alles im Lot

Nach unserem Tiefpunkt zur Mittagszeit wurde es wieder besser:
erst war die Hälfte geschafft, dann zwei Drittel, irgendwann waren es nur noch zwei Stunden. Immer wieder wurden neue (und alte) Gesprächspartner gesucht; so verging die Zeit schneller.

Helmut
Die Hand zum Gruße - mit letzter Kraft

Helmut hatte seinen MP3-Player schon früh angemacht und bemerkt, dass schnellere Musik auch seinen Schritt beschleunigte. Nun holte auch Sylvie ihre Musik aus der Tasche und lief prompt eine 2 km-Runde in knapp über 12 min.

Volker mußte seinen Problemen Tribut zollen und längere Geh-oder sogar Sitz-Pausen machen. Und wenn das Ziel des Tages nicht mehr zu schaffen ist, ist die Motivation auch schnell weg. Und ohne Motivation ist ein solches Rennen nicht zu schaffen.

Volker Spanier
100 km weg - Motivation weg - "nur" 90 km!

Helmut hatte eine Runde Vorsprung vor Sylvie und machte nach 11:03 Stunden seine 50. Runde und damit die 100 km voll. Eine Runde später konnte auch Sylvie feiern. Wir hätten noch zwei Runden laufen können, aber die Luft war jetzt raus. Abschließend machten wir noch gehend eine Ehrenrunde und verabschiedeten uns bei allen Streckenposten. Sie waren alle supernett und hatten uns die ganze Zeit aufgemuntert.

Helmut und Sylvie
Helmut und Sylvie

Im Ziel hätten wir noch 10 Minuten gehabt, aber die Dusche hatte eine größere Anziehungskraft. Wir legten unsere Startnummern an die Startlinie (wie einige andere auch) und begaben uns direkt unter eine schöne warme Dusche.

So sehen Sieger aus!
So sehen Sieger aus!

Bedingt durch den frühen Start und eine zügige Siegerehrung waren wir schon um 22 Uhr zurück. Allerdings haben wir auch im Bett unsere Beine noch gemerkt...

 

Helmut & Sylvie


Ergebnisse:
Sylvie102.000 m, Platz 2 der Frauen
Helmut104.000 m, Platz 10 der Männer


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