Laufbericht vom Steinfurt-Marathon, 20. März 2004

Die Frau macht mich fertig

oder

So war der Steinfurter Marathon

Sylvie wollte ihren ersten Marathon in Steinfurt laufen; ich wollte mich mit einem langen Lauf für den Rennsteig vorbereiten. Was lag also näher als zusammen zu laufen?
Der Start war um 14:00 Uhr, also konnte man gemütlich ausschlafen, locker frühstücken und sich dann auf den Weg machen. Die Wetterprognose war alles andere als ermutigend: Regen und stürmischer Wind, allerdings bei angenehmen Temperaturen.
Vincent, Sylvies Mann, wurde als Fahrer und Streckensupport engagiert und hatte so auch einen langen, anstrengenden Tag.
Die Hinfahrt war, abgesehen von einem überflüssigen Schlenker im Ruhrgebiet, problemlos. Sylvie schlief sogar noch ein halbe Stunde - und das vor ihrem ersten Marathon. Keine Spur von Nervosität.
Wir kamen gegen 12 Uhr an und Vincent schaute sich erst mal nach einem Restaurant um. Unsere Priorität lag aber bei der Laufvorbereitung. Die Startnummernausgabe ging zügig, Sylvie bekam ihren Chip, wir zogen uns in der Turnhalle um und waren gegen 13 Uhr fertig.
Zeit noch für ein Blick auf's Kuchenbuffet. Das hat aber nur Vincent genutzt, weil nach dem Start alle Restaurants geschlossen hatten. Er war aber nicht nur am Essen interessiert, sondern auch an den ausliegenden Ausschreibungen. New York, Zypern, ... Da waren einige Ziele, die im gefielen. Sicher wird er in Zukunft auch genauer auf die Startzeit schauen.
Im Startbereich suchten und fanden wir die Zugläufer für 4:15. Das schien uns für Sylvies ersten Marathon angemessen. Pünktlich ertönte der Startschuss und nach gut einer Minute hatten wir die Startlinie überquert. Das Tempo war locker, es war trocken, alles im Lot.
Aber kurze Zeit später fing es an zu regnen. Nach wenigen Minuten waren wir total nass, auch die Schuhe blieben nicht verschont. Sollte es schlimmer werden, könnten wir zur Halbzeit bei Vincent unsere Sachen wechseln. Mal sehen. Ds Laufen in der Gruppe wurde anstrengend. Nicht nur musste man auf seine Füße achten, auch die Pfützen wurden häufiger. So setzten wir uns vor die 4:15er Gruppe und damit auch dem Wind aus. Nach der ersten Runde sahen wir Vincent. Sylvie nahm ein PowerGel zu sich, ich tauschte mein Oberteil gegen ein trockenes.
Durch diese Pause waren die 4:15er wieder an uns vorbei. Aber kurze Zeit später hatten wir sie wieder ein- und dann auch überholt. Ich traf noch zwei Leute aus Kalkar, die den Marathon auch zur Rennsteigvorbereitung nutzen. Im Mai sehen wir uns wieder!
Dann setzte der Regen wieder ein. Und noch schlimmer, der Wind. Er blies uns auf den langen Geraden über das Feld entgegen. Wir ließen uns von den 4:15ern wieder einfangen, liefen aber beide in den ersten Reihen des Blockes, der sich dem Wind entgegen stemmte.

Helmut mit Gegenwind
Helmut mit Gegenwind

Etwas später liefen sie uns an einer Verpflegungsstelle davon, so dass wir die letzten Kilometer 'ungeschützt' laufen mussten. Unsere Zeiten lagen immer noch um 6:00 min/km. Manchmal drüber, manchmal drunter. Manchmal ging es leicht bergauf, manchmal leicht bergab, aber ernsthafte Steigungen gab es keine.
Ich fragte Sylvie nach Problemen. Sie meinte nur, ihre Füße täten weh. Kein Wunder bei 4 Stunden in nassen Schuhen - und zwei dicken Blasen, wie sich später herausstellte.
Ohne Gehpausen, von kurzer Erholung an der Verpflegungsstellen abgesehen, ging es Richtung Ziel. Ein Blick auf die Uhr zeigt: Die 4:15 sind noch drin. In Steinfurt ging es noch über Kopfsteinpflaster, trotzdem zogen wir noch mal dran und überquerten die Ziellinie nach 4:14:47.

Sylvie und Helmut im Ziel
Sylvie und Helmut im Ziel

Wenn ich mich an meinen ersten Marathon erinnere, dann weiß ich, daß ich damals erst mal nichts dachte, völlig fertig war und eine halbe Stunde brauchte, um wieder halbwegs zu Kräften zu kommen.
Nicht so Sylvie. Ganz relaxed holt sie ihre Duschsachen aus dem Auto und geht die 500 m zum Schwimmbad. Als wir uns 45 Minuten nach der Zielankunft auf den Heimweg machen, fragt sie als Erstes: "Wann ist der nächste Marathon?"
Kurz danach zieht sie ihre Schuhe aus und legt ihre Füße auf's Armaturenbrett. Endlich ein Zeichen von Schwäche?
Als wir aus dem Auto steigen ist nichts davon zu sehen.
Und am nächsten Tag läuft sie schon früh wieder eine Runde durch den Park, springt die Treppen raus und runter und meint nur "Ach, nachher kommt bestimmt noch Muskelkater".
Ich glaub' da nicht dran.


Helmut