Erlebnisbericht vom
Troisdorfer 6-Stunden-Lauf
am 9.11.2003

Logo M.U.T.

Der 6-Stunden-Lauf von Troisdorf als Einzelstarter

Der 6-Stunden-Lauf von Troisdorf als Staffel

Der 6-Stunden-Lauf von Troisdorf als Einzelstarter

Es gibt so viele schöne lange Läufe. Den Röntgenlauf über 63 km würde ich gerne mal machen, auch den Rennsteiglauf mit 73 km. Und bei den 100 km von Biel, sagt man, muß jeder mal gewesen sein. Nun scheint mir aber der Sprung von einem "normalen" Marathon auf 63, 73 oder gar 100 km recht weit. Ideal zur Annäherung erscheinen mir da die Stundenläufe, weil man da immer ankommt. Nach 6, 12, 24 oder 48 Stunden ist Schluß, egal wie weit man gekommen ist.

Nach meinem ersten Versuch Ende 2002 in Heerde paßte mir nun der 3. Troisdorfer 6-Stunden-Lauf gut zu meiner Zeitplanung. Weit weg ist Troisdorf auch nicht, so daß sich auch der organisatorische Aufwand in Grenzen halten ließ.

Zwei weitere Schmankerl brachte der Lauf noch mit:
Nebenbei gibt es noch eine 50 km-Wertung (so man in 6 Stunden so weit kommt) und die Möglichkeit einer Teilnahme für Staffeln. So sprach ich ein paar unserer "Mädels" darauf an, ob sie nicht Lust hätten, mit zu kommen. So fanden sich schnell 5 Interessierte, die so zum Teil ihren ersten Wettkampf liefen.

Als zusätzliche Motivation (sowohl für sie als auch für mich) stelle ich die Frage, wer wohl mehr Kilometer schaffen würde. In Heerde war ich noch knapp unter 60 km geblieben, da wollte ich nun drüber. Das schien auch den Damen machbar. Raymond, den ich in Monschau und Essen kennen gelernt hatte, schrieb von 4:30 Stunden für die ersten 50 km. Dieser Wettkampf im Wettkampf war bis dahin noch nicht so recht in mein Gehirn vorgedrungen, aber nun machte ich mir Gedanken. 4:30 h schien mir etwas vermessen, 4:45 h wäre doch auch okay, oder? Mittwochs vor dem Wettkampf schrieb ich an Raymond:
"Beim Zähneputzen habe ich mich dann entschlossen, mich dir anzuschliessen. 50 km in 4:30 sollte sicher machbar sein, danach muß man mal sehen. Zwischendurch wurde ich gerne bei 35 einen Reifen(Schuh-)wechsel machen."

Den Damen war damit klar, daß sie mit 60 km oder etwas mehr den Sieg nicht würden erlaufen können. Andererseits war mir auch klar, daß ich zum Schluß sicher abbauen würde. Nur wieviel war die Frage.

Hatte ich die Damenstaffel u.a. initiiert, um nicht so allein zu sein, reichte ein Blick in die Starterliste am Tag vor dem Lauf um diese Befürchtungen zu zerstreuen:
Neben Raymond würde ich Klaus Schweim treffen, den ich aus alten Energie 2030-Tagen kenne. Außerdem Angelika, die mich damals mit nach Heerde nehmen wollte. Wir tauschen regelmäßig unsere Laufberichte aus.

Angelika
Angelika

Jutta, die mich von Heerde mit zurück genommen hatte, tauchte auf; und dann konnte Peter auch nicht weit sein. Dann waren da noch Ute und Klaus-Dieter Mauritz, die Lokalmatadoren des 24h-Laufs in Stadtoldendorf.

So klein ist die (Ultra-)Welt!

Klaus-Dieter Mauritz
Klaus-Dieter Mauritz

6:30 Uhr aufstehen, 6:45 gemeinsames Frühstück mit Eva, 7:20 Abfahrt zu Gaby, wo auch Kathrin und Marianne warteten. Noch kurz tanken und ab nach Troisdorf, wo wir gegen 9 Uhr eintrafen. Ab Autobahn war "Lauf" ausgeschildert, kurz vor dem Start wurden wir persönlich auf die Parkplätze eingewiesen. Raymond wartete schon auf uns, hatte sich schon umgesehen und zeigte uns die Startnummernausgabe, Toiletten und das Stadion. Das wäre nicht wirklich nötig gewesen, denn alles war nah beisammen.

Dann trafen wir noch Hanno vom LT Spich, der beinahe mit uns nach Kenia gefahren wäre (wenn nicht seine Tante zu der Zeit gestorben wäre).

Was anziehen? Die Wettervorhersage wurde von Tag zu Tag besser, nahezu ideal. Trocken, etwas windig, nicht zu warm, nicht zu kalt. Beim Aufstehen entschied ich gegen die Radler, für eine kurze Hose. Oben zog ich mein Jungfrau-Marathon-Shirt mit halben Arm an. Darauf wurde ich dann sofort von einigen MUT-Damen (Das Marathon- und Ultra-Team MUT veranstaltete den Lauf) angesprochen, die auch auf der Jungfrau waren und wie ich dort mit ihrem Kreislauf Probleme hatten.

Kurz vor dem Start entschied ich mich dann doch für das LT Beverau Shirt mit kurzen Arm und meinem Namen auf der Brust.

Pünktlich ging es los. Eva machte die ersten beiden Runden für die Staffel und wir blieben beieinander und ich erzählte über diesen und jenen. Danach liefen Raymond und ich zusammen. Das Tempo war flott, etwas schneller als unsere Zeitvorgabe. Aber wir unterhielten uns gut miteinander und mit anderen Läufern. Die Damenstaffel verlor ich aus den Augen und aus dem Sinn, bis ich sie am Anfang jeder Runde wieder auf ihre Läuferin und mich warten sah. Brav feuerten sie mich an, luden mich aber auch schon mal ein, etwas zu verweilen.
Wie uneigennützig!

Wendepuppe
Die Wendepuppe

Nach 20 km merke ich meine Fußsohlen deutlich. Die neuen DS Trainer sind wohl doch nichts für lange Strecken. Nach 30 km merkte ich meine Beine. Im Marathon ja okay, aber jetzt war noch nicht mal Halbzeit. Nach 3 Stunden wechselte ich meine Schuhe - wie geplant. War das ein komisches Gefühl auf den ersten 200 Metern.

Helmut und Raymond unterwegs
Raymond, Klaus-Peter und Helmut

Eine gute halbe Runde brauchte ich, um Raymond wieder einzuholen. Wir waren gut motiviert: Knapp unter 3:45 h passierten wir die (nicht vorhandene) Marathon-Marke. Dann waren es nur noch 3 Runden bis zum 50 km-Zwischenzeit. Eine Runde davor ließ ich Raymond ziehen. Ich brauchte ein paar Sekunden Pause. Aber die 50 km-Marke zog mich und ich passierte sie nach 4:24:37 h. Dann kam ein Loch. Noch 1,5 Stunden laufen, eine Ewigkeit. Ich blieb etwas bei der Staffel, ließ mich etwas aufbauen und trabte langsam wieder los. Am Stadionausgang stand Peter. Ich wollte mich zu ihm stellen, aber er trat mir (verbal) in den Hintern: "Nicht stehen bleiben, weiter gehen, und am 250 m-Schild wieder loslaufen!" Schon vor dem Schild lief ich wieder. Und lief und lief und hörte nicht mehr auf. Familie Mauritz sah ich immer wieder gehen, aber dann auch wieder laufen.

Klaus Schweim
Klaus Schweim

Klaus unterhielt sich (mal stehend, mal gehend) mit einer Frau. Jutta brach ab und holte ihren Rucksack. Es wurde hart. Aber ich wußte, die letzte Stunde ist meine. Das war auch in Heerde so. Hatte ich mich bisher immer gut verpflegt (Tee oder Cola, Banane, ein Stück Waffel oder Schokolade), so lief ich nun einfach durch das Verpflegungszelt durch. Dort war mittlerweile Ute, die ich von Sabine grüßen sollte. Von ihr wurde ich nun jedes Mal freudig begrüßt: "Da ist er ja wieder!"

Nun sah ich die Staffel-Gaby nur 100 m hinter mir. Sie übergab den Staffelchip an Kathrin, die mich kurz danach einholte. Wir unterhielten uns bis zum Ende der Runde, wo sie an Martine übergab. Die startete schnell - zu schnell. Ich hatte sie schnell ein- und überholt. Meine Rundenzeiten waren jetzt wieder gut, aber ich mußte mein Tempo laufen. Mehr war nicht mehr drin.

In der Staffel war nun jede 5 Runden gelaufen und die beiden Schnellsten, Eva und Marianne, wurden noch mal auf die Strecke geschickt. Jetzt war ich chancenlos. Eva kam an mir vorbei, wollte mich noch mitziehen, aber ich hatte nichts mehr zu geben. Ich dachte, jetzt wo sie vorbei sind, würde ich die Runde noch zu Ende laufen und dann im Stadion auf den Böllerschuß warten. Aber im Stadion waren es doch noch über 3 min und ich machte mich noch mal auf den Weg. 500 m, dachte ich, schffst du noch. Ich sah eine Bank und das 750 m-Schild, als ich den Stadionsprecher hörte - noch 15 sec - noch 10 sec - noch 5 sec. Schluß. Selbst für einen Endspurt zur Bank hat es nicht mehr gereicht.

Ich warf mein Schweißband (wie symbolisch!) als Markierung auf den Boden, ging zur Bank, setzte mich, legte mich. Da kam auch schon Martine mit meiner dicken Jacke.

Nach 6 Stunden
Martine und Helmut auf der Bank

Gaby kam mit einer Jacke für Marianne vorbei und mußte noch 175 m gehen. Das war der Unterschied nach gut 65 km!

Wir trotteten zurück zum Stadion. Essen konnte ich noch nicht, aber Apfelschorle und warmer Tee brachten nach und nach etwas Energie zurück.

Alle waren zufrieden. Tolle Leistungen bei schönem Wetter in angenehmer Atmosphäre.

Im Saal vor der Preisverleihung dann wieder das große Hallihallo. Da saß Angelika mit ihrem Mann Hugo, dort Peter und Jutta. Klaus bot mir einen Glühwein und ein paar Apfelstücke an, weshalb wir uns dort dauerhaft nieder ließen.

Bei der SiegerehrungBei der Siegerehrung
Klaus, Martine und Gaby       Gaby, Kathrin und Helmut

Während ich bei der Preisverleihung irgendwo unter "ferner liefen" kam, mußten die Damen "auf's Treppchen". Fälschlicherweise zuerst für den 2. Platz geehrt, hätten sie aber auch für den korrekten 3. Platz nach vorne "gemußt".

Danach fuhren wir heimwärts. Wir waren alle geschafft. Im Wagen wurde es still - jedeR in Gedanken.

Helmut




Der 6-Stunden-Lauf von Troisdorf als Staffel

Als Helmut mich vor etlichen Monaten fragte, ob nicht ein paar Damen vom LT Beverau Lust hätten, ihn beim Sechs-Stunden-Lauf in Troisdorf zu begleiten und "gegen ihn" zu starten, war es kein Problem: im Nu hatte ich vier von unseren "Mädels" dafür gewonnen. Einerseits wussten wir zwar, dass Helmut viel schneller als wir läuft, aber sechs Stunden sind lang, und da er bei seinem ersten 6h-Lauf ca. 60 km geschafft hatte, war uns klar: zu fünft ist das zu schaffen.

Schon einige Wochen vor dem Wettkampf ging die mentale Vorbereitung los: mit meiner Kollegin Gaby und Eva überlegte ich, wie wir nun unsere Laufstrategie anlegen sollten: Soll jede immer nur eine 2,5 km-Runde laufen, damit sie schnellere Zeiten schafft? Aber das hieße: jede Stunde wieder warmmachen, und wer weiß, ob das auf Dauer nicht anstrengender wird, als gleich 5 km am Stück zu laufen?

Also gut, für die ersten zehn Runden beschlossen wir erst einmal jede zwei Runden zu laufen, und dann mal weiterzusehen. Los gings mit unserer Schnellsten, Eva (lustigerweise stellte sich heraus, dass wir schließlich in der Reihenfolge der Schnelligkeit starteten, was zwar nicht geplant, aber letzten Endes taktisch sehr klug war, wie sich noch zeigen sollte..). Eva lief ihre zwei Runden mit Helmut und Raymond zusammen, kam nach knapp 26 min. an und meinte nur: meine Güte, haben die ein Tempo drauf, wie wollen die das denn sechs Stunden durchhalten?

Marianne, unsere Marathonläuferin, startete als nächste, blieb in der ersten Runde zwar noch an unserem "Gegner" dran, musste dann aber in der zweiten Runde doch schon ein paar Meter zwischen sich und die Verfolgten lassen. Aber auch sie hatte mit 26:17 min. eine Superzeit geschafft. Nun folgten Gaby mit sehr guten 26:44 und Kathrin mit 28:53, dann ich, die zum ersten Mal 5 km unter 30 min. schaffte.

Übergabe des Staffelstabes
Übergabe des Staffelstabes von Gaby an Kathrin

Mittlerweile war der Abstand zwischen Helmut und uns natürlich angewachsen und betrug so ca. eine halbe Runde.

Aber es gab ja noch andere Ziele für uns: mehr als 60 km zu laufen war das eine (das wir dann ja schlussendlich deutlich erreichen). Aber mittlerweile wussten wir nun, dass wir von den fünf Damenstaffeln die dritte waren, und das Ergebnis wollten wir doch gerne halten! Also verfolgten wir gespannt die stündliche Durchsage mit dem Stand der Platzierungen.

Auch für den zweiten Durchgang beschlossen wir nun, jede zwei Runden zu laufen. Erstaunlicherweise lief Eva nun sogar schneller als vorher, Marianne konnte ihre gute Zeit halten, Gaby, Kathrin und ich wurden (wenig) langsamer.

Zwischendurch
Zwischendurch

Was machten denn in der Zwischenzeit die, die nicht gerade liefen? Nun, wir hatten mit dem Anfeuern von Helmut, Raymond, Klaus Schweim, Angelika und dem Ehepaar Mauritz auch genug zu tun und hielten uns eigentlich die ganze Zeit am Ziel auf. Es wurde nie langweilig, die Läufer und ihre unterschiedlichen Laufstile und -geschwindigkeiten zu beobachten. Zum Glück war das Wetter ja hervorragend, auch wenn es zu Mittag hin windiger wurde, so dass wir auch ziemlich anfingen zu frieren. Aber man konnte sich ja zur Not im Aufenthaltsraum aufwärmen - zumal dort unsere (reichlichen) Ess- und Trinkvorräte standen.

Nach den 20 Runden war klar: jetzt läuft jede nur noch eine Runde, damit sich's halbwegs gerecht verteilt.

Eva startete mit einer sensationellen neuen Bestzeit von 11:54 min. Auf unsere Frage, wie in aller Welt sie das denn geschafft hätte, meinte sie nur: Ach, das war gar nicht so schwierig. Als ich loslief, sah ich vor mir Karl Graf (5. beim Transeuropalauf), und dachte noch: ach, häng dich einfach an ihn dran! Ja, wenn wir das alle nur früher gewusst hätten, dass das so einfach ist, hätten wir auch den ersten Platz bei den Staffeln gemacht...

Eva unterwegs
Eva unterwegs

Nach Mariannes und Gabys nächstem Einsatz wurde es spannend: als Kathrin bei der nächsten Runde mit Helmut gemeinsam ins Stadion kam (er behauptete, er hätte auf sie gewartet, um die Runde mit ihr gemeinsam laufen zu können ;-), jubelten wir alle, was Kathrin derart beflügelte, dass sie noch schnell einen Endspurt hinlegte und mir das Staffelholz übergab - einige Meter vor Helmut. Ich spurtete so schnell los, wie es eben ging, weil ich gerne noch etwas mehr Abstand zwischen mich und Helmut bringen wollte, um meine Staffel nicht zu enttäuschen - aber das ließ Helmut sich natürlich nicht bieten und überholte mich nach ein paar hundert Metern wieder. Immerhin blieb er aber in Sichtweite, so dass ich immer dache: das kann Eva gleich noch schaffen. In dieser Runde schaffte ich meine zweitschnellste Zeit, woran man meine hohe Motivation deutlich erkennen kann...

Aber nun kam der Endspurt! Ich übergab das Staffelholz an Eva, die Helmut schon nach kurzer Zeit eingeholt hatte und mit viel Vorsprung am Ziel ankam. Nun musste Marianne nur noch 890 m laufen und dabei den Vorsprung halten, und wir hatten es (knapp, aber doch) geschafft: 175 m mehr als Helmut (wenn auch jeden von uns neidlos anerkennt, dass seine Leistung einfach super war).

Marianne und Eva fuhren nach kurzem Verschnaufen schon nach Hause, so dass Kathrin, Gaby und ich die Staffel bei der anschließenden Siegerehrung vertreten mussten.

Schließlich war es soweit: die dritte Damenstaffel wurde aufgerufen - und hieß TriTeam Dissen! Wir sahen uns verwirrt bis enttäuscht an: hatten sie uns doch noch eingeholt? Dann der zweite Platz: LT Beverau Aachen! Da war der Jubel natürlich groß, auch wenn sich schließlich herausstellte, dass man die erstplatzierte Staffel einfach vergessen hatte.... nunja, egal, jede von uns besitzt jetzt eine Urkunde, und einmal bei einer Siegerehrung vorne zu stehen, war schon ein tolles Gefühl! (das wir ja auch als Drittplatzierte hätten genießen durfen).

Auf dem Treppchen
Gaby, Kathrin und Martine "auf dem Treppchen"

Alles in allem: eine super organisierte Veranstaltung, mit guter Musik (da kann man sich beim 24h-Lauf in Stadtoldendorf mal eine dicke Scheibe abschneiden!), super Wetter, spannenden Wettkämpfen, interessanten Unterhaltungen - Troisdorf, wir kommen wieder!


Martine


Ergebnisse:
 50 km6 h
Helmut4:24:3765.715 m, Platz 22
Die Damenstaffel4:36:4165.890 m, Platz 3