Laufbericht vom 11. Jungfrau Marathon
6. September 2003

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Jeden Berg habe ich vorher mitgenommen. Und deshalb war ich auch sehr zuversichtlich, was meinen ersten 'echten' Berg, die Jungfrau, anging. Aber wie so häufig sollte es auch diesmal anders kommen.

Wie so oft habe ich auch diesmal mehrere Termine mit einander verknüpft: Martine, meine Frau, fuhr Mittwochs schon vor zu ihrer Freundin Gaby. Unsere Freundin Gabi (mit i) und ich fuhren Donnerstags direkt nach Feierabend nach Lauffen bei Heilbronn. So gab's noch ein kurzes Wiedersehen mit Kirsten, Matthias und ihren Kindern.

Freitags fuhren wir früh weiter nach Bern, bezogen unsere Wohnung, kauften etwas ein und besichtigten die Stadt. Wirklich lohnenswert.

Samstag, Tag X, 6:30 Uhr wecken, Frühstück, 7:10 Uhr Abfahrt nach Interlaken. Alle Strassen waren frei. Der Buspendeldienst vom Parkplatz zum Start waren gut organisiert, ebenso wie die Startnummernausgabe. Umziehen, Toilettengang, Einlaufen, die üblichen Vorbereitungen.

8:45 Uhr, der Startschuß. Im Veranstaltungsheft gab es 3 Zeitpläne. Einen für die Besten mit 2:55 h, einen für die Letzten mit 6:30 h und einen dazwischen für mich mit 5:00 h. Auf den ersten flachen Kilometern wurde ein Tempo von 5 min/km vorgegeben. Bei einem flachen Marathon entspricht dies einer Zielzeit von 3:30 h, wie ich sie zum Beispiel im April in Paris gelaufen bin.

Erst ging es eine 3 km-Schleife durch Interlaken, ein wirklich schöner Ort. Danach dann, immer noch recht flach, durch die Orte Bönigen, Wilderswil, Gsteigwiler und Zweilütschinen nach Lauterbrunnen. Nachdem ich Gabi schon am Start und nach der ersten Schleife gesehen hatte, stand sie wieder in Wilderswil. Ein Ticket zu 50 SFr erlaubte ihr (und vielen, vielen anderen) die Fahrt aller Jungfraubahnen an diesem Tag.

Ich lag gut in der Zeit und mein Puls im 'grünen Bereich'. Es ging leicht bergauf und bergab, immer einen schönen Wildbach entlang. Aber jeder und jede wußte, daß dies erst der Anfang war. Hart würde es erst bei km 26. Bis dahin waren es 'nur' 327 Höhenmeter, dann würden auf 5 km weiter 513 Höhenmeter folgen. Die meisten davon in 26 insgesamt zwei Kilometer langen langen Serpentinen.

Es ging steil bergauf, und alle gingen. Trotzdem bekam ich schon nach kurzer Zeit Kreislaufprobleme. Mehrmals machte ich Pausen, aber es wurde nicht besser. Ich setzte mich hin, trank etwas, aß etwas. Es wurde flacher, aber mir wurde nicht besser. Die Kilometerzeiten: 15:51, 18:05, 9:30, 10:20. Bei km 30 stand Martine, nochmal Grund eine Pause zu machen. 12:11, 9:29. Dann kam eine Massagestation und ein freier Stuhl. Der Masseur fragt, wo er massieren solle. 'Die Waden?' Ja, schon, aber eigentlich hätte ich eher Kreislaufprobleme. Daraufhin holte er einen Arzt, der mir 2 Becher Brühe verschrieb, mich auf eine Liege legte, mit einer Wärmeflasche versah und zudeckte. So fühlte ich mich gut und hätte locker einschlafen können. Aber ich hatte ja noch ein Ziel, auch wenn meine Traumzeit schon in weiter Ferne war. 25:31 drückte ich für diesen Kilometer.

Würde ich das Ziel überhaupt in den vorgeschriebenen 6:30 h erreichen? Sollte ich nicht lieber aufgeben? Zum ersten Mal? Aber mein Finisher-T-Shirt und die Medaille wollte ich schon haben. Außerdem gab es hier auch keine Bahnstation.

Viel besser ging es aber trotz der langen Pause nicht. Einen Kilometer weiter schob ich wieder eine kurze Pause ein, setzte mich zu einer ansässigen Familie und trank von dem angebotenen Wasser. Und weiter. 12:03, 12:38. Dann, nach 35 Kilometern, ging es mir endlich besser. Das Feld ging meistens, nur wenige Leute liefen. Auf den bergab-Passagen fing ich auch wieder an. Ich wurde kaum noch überholt, überholte aber schon mal.

12:03, 12:38, 10:28, 10:23, 11:00, 9:12, keine Spitzenzeiten, aber sie würden mich 'pünktlich' ins Ziel bringen. Aber Frank hatte mich gewarnt. Ich solle nicht denken, daß ich bei 39 schon im Ziel wäre.

Helmut Hardy wieder laufend
Jetzt geht's wieder

Das Wetter wurde schlechter, kaum etwas zu sehen. Ich mußte sowieso mehr auf meine Füsse achten. Geröll, große Steine, Vorsicht. Im Gänsemarsch ging es in die letzten 3 Kilometer. 19:29 und 16:50 stoppte meine Uhr, aber mir ging es prima. Da wo Platz war konnte ich sogar langesamere 'Geher' überholen. Es fing an zu regenen, es wurde stellenweise glitschig. An besonders schwierigen Stellen standen Helferinnen und Helfer und reichten ihre Hände.

Helmut Hardy im Endspurt
Endspurt

Der letzte Kilometer. 5:45 h sollten jetzt aber noch drin sein. 4:44 min. Jetzt noch 195 m. Martine und Gabi stehen auf der linken Seite. Ein kurzer Gruß und ab durch das Ziel.

Helmut Hardy im Ziel
Helmut im Ziel

5:44:29, keine Traumzeit, aber angekommen.

Im Ziel ging es dann weiter 'wie üblich': Ich ließ mir die Medaille über den Kopf streifen, fand Gabi und Martine, zog mir trockene Sachen an, aß und trank etwas.

Eine tolle Aussicht gab es immer noch nicht. Von Eiger und Jungfrau waren nur Teile zu sehen, der Mönch dazwischen war komplett in Wolken gehüllt.

Ich glaube, ich muß noch mal kommen, wenn das Wetter besser ist. Und weil ich so gerne mehrere Sachen miteinander verbinde könnte ich doch noch mal probieren, ob die 5 Stunden nicht zu knacken sind...

Nachtrag (von der Homepage des Jungfrau-Marathons):
Die Erstplatzierten hatten schon längst warm geduscht, als die grössten Strapazen vielen Läuferinnen und Läufern noch bevorstanden. 4125 hatten sich angemeldet, "nur" 3531 stellten sich dem Ehrenstarter und Berner Regierungsrat Urs Gasche. Trotzdem bedeutete dies einen neuen Rekord für die Eintagesveranstaltung, nur der letztjährige Jubiläumslauf, ausgetragen an zwei Tagen, sah mehr TeilnehmerInnen. Das Ziel erreichten schliesslich 3280 Läuferinnen und Läufer, damit war die Ausfallquote deutlich höher als in anderen Jahren.
Auch die erzielten Zeiten fielen in der Regel dieses Jahr schlechter aus. Zurückzuführen ist dies wahrscheinlich auf die tückischen Wetterbedingungen mit Föhn und hoher Luftfeuchtigkeit. Als der Föhn am Nachmittag zusammenbrach, regnete es und wurde empfindlich kalt in der Höhe.

 

Helmut