Laufbericht vom Monschau Marathon 10. August 2003

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Wie immer fängt ein Marathon nicht erst mit dem Startschuß an.

So war es auch diesmal. Nur war das Training nicht speziell auf diesen Marathon ausgerichtet, sondern auf einen 10 km-Lauf kurz vorher und den Jungfrau-Marathon vier Wochen später. Tempotraining einerseits, Bergtraining andererseits. In Monschau bin ich doch schon drei mal gelaufen - das machen wir doch locker nebenher.

Dann wurde es heiß, richtig heiß. Damit wurde aus dem geplanten lockeren Lauf (soweit ein Marathon das sein kann) dann doch ein ernsthafter Marathon.

Der Monschau-Marathon ist richtig gut organisiert. Alles was man wissen muss erfährt man auf der Webseite www.monschau-marathon.de.

Da gibt es auch ein Diskussionsforum, in dem es gerade in den Tagen vor dem Marathon 'heiß' herging. Viele waren besorgt ob der Temperaturen am Tag X. Ob man nicht schon fürher mit den Walkern starten könne. Oder ob man den Start nicht lieber für alle vorverlegen sollte?

Doch die Veranstalter blieben ganz gelassen. Schon zum 27. Male findet der Monschau-Marathon im August statt, und schon häufiger waren die Temperaturen hoch. Ja, wer wolle, der könne zwischen 6:00 und 7:15 mit den Walkern starten, aber er oder sie komme dann auch in die Ergebnisliste der Walker. Der generelle Start bleibe um 8 Uhr, aber man würde zwei zusätzliche Verpflegungsstellen einrichten. Macht keine Panik, sondern lauft lieber etwas langsamer. Der Monschau-Marathon mit seinen über 700 Höhenmetern ist sowieso kein Lauf für Bestzeiten.

Ich habe das Forum abonniert, bekomme also die Beiträge per eMail zugeschickt. Ziemlich überrascht war ich, als ich knapp eine Woche vorher einen Beitrag mit dem Betreff 'Grüße an Helmut Hardy' las. Raymond, der bei einem Kunden unserer Firma arbeitet, schrieb, dass er über einen Kollegen erfahren habe, dass ich auch mitlaufen würde, und machte sich so bekannt. Ein paar Mails gingen hin und her und Erkennungsmerkmale wurden ausgetauscht. Sein T-Shirt trug den prägnanten Aufdruck 'Auslaufmodelle Eifel', meines den laufenden Biber des Lauftreff Beverau.

Freitags kam Georg, wie immer, muss ich schon sagen, denn es würde unser vierter gemeinsamer Monschau-Marathon.

Samstags war dann Pasta-Party. Herbert kam, musste aber kurz danach nach Hause. Moritz war da, den ich kurz vorher im Frankenberger Park kennen gelernt hatte, und brachte seinen Freund Johannes sowie kohlehydrathaltigen Milchreis zum Nachtisch mit. Rainer brachte die Käse-Sauce mit. Schnell waren die Nudeln gekocht und auch verspeist. Der Abend wurde nicht lang, denn wir mussten früh wieder raus.

Sonntag, Tag X, 5:45 Uhr Frühstück, 6:30 Abfahrt. Da war es dann doch etwas kühler als gedacht. Ich musste mir sogar noch ein T-Shirt gegen die 'Kälte' überziehen.

Ab nach Monschau. Die Fahrt war kein Problem, den Parkplatz kannten wir schon, die Toiletten waren schnell gefunden. Noch etwas Vaseline auf die empfindlichen Stellen, Sonnenschutzcreme auf die Haut und ab zum Start.

Pünktlich um 8 Uhr ging's los. Ingo, Moritz und Rainer und ich machten uns gemeinsam auf den Weg Richtung Monschau. Da sehe ich 10 Meter vor mir ein T-Shirt mit einem bunten Aufdruck 'Auslaufmodelle Eifel'. Kurz das Tempo angezogen und ein paar Leute überholt.

'Hallo Raymond', 'Hallo Helmut'. Die nächsten Kilometer waren wir beschäftigt und tauschten unsere bisherigen Lauferlebnisse aus. Der Engpass, an dem wir sonst immer arg bremsen mussten, schien diesmal nicht so 'überlaufen'. Kein Wunder, denn wie ich später erfuhr,waren 200 angemeldete Läuferinnen und Läufer nicht angetreten.

Fix ging es durch Monschau und die Rur entlang, das Tempo bei 5 min/km. Hinter der Verpflegung bei km 7 ging es dann den ersten Berg hoch.

Die Temperaturen angenehm, der Wald schattig, so ging es Richtung Widdau, wo immer richtig Stimmung ist. Noch etwas hoch und runter, dann kam die erste große Prüfung, das Holderbachtal. Da machte sich doch mein Bergtraining bezahlt. Locker zog ich den Berg hoch und ging nur an der steilsten Stelle ein paar Meter. Rainer rief noch 'Wartest du oben auf mich?' hinter mir her, weil er doch lieber ein längeres Stück gehen wollte. An der Verpflegungsstelle auf dem Berg ließ ich Raymond laufen und wartete auf Rainer. Gemütlich aß ich ein Stück Müsliriegel, trank etwas und drückte den ersten Schwamm über mir aus.

Dann sah ich auch Rainer kommen und es ging weiter.

Nach 17 km kamen wir aus dem Wald. Hier erwartete ich den Hitze-Schock. Aber so schlimm war es nicht. Trotzdem musste ich mein eigenes Tempo laufen, um schnell aus der Sonne zu kommen, und verlor Rainer wieder. Aber ich wollte ja sowieso ein paar Minuten für einen verlängerten Aufenthalt bei 'Doris und Peter' heraus arbeiten.

Wieder traf ich ein paar Bekannte. Frank, den ich letztes Jahr beim Siebengebirgsmarathon kennen gelernt und dieses Jahr bei den 12-Stunden in Brühl wieder gesehen habe. Er war vor zwei Wochen noch in Davos und begegnete mir später noch ein paar mal. Noch ein Bekannter aus dem Siebengebirge war neben mir. Er erzählt, dass der Läufer 5 Meter vor uns vor kurzem noch beim Lapplandultra war. Den habe ich für in 2 Jahren geplant, seit meine Freundin Silke mir erzählt hat, dass ihr Freund Rainer dort laufen würde. Aber es war nicht dieser Rainer vor uns, sondern 'nur' sein Lauffreund Berndt Pfeifer, der mit ihm zusammen dort war.

Viel Puste zum quatschen hatte er aber nicht. Aber nach den Mücken musste ich ihn trotzdem fragen. Kein Problem, meinte er, man würde schneller sein als diese.

Langsam näherte ich mich dem km 28. Am dortigen Verpflegungsstand von Peter und Doris half meine Freundin Gisela. Sie hatte mich vor ein paar Tagen gefragt, ob ich irgendwelche speziellen Wünsche hätte. Meine Antwort: 'Ein Eis mit Sahne und einen Liegestuhl im Schatten'. Und siehe da, dort wartete mein Liegestuhl. Das Eis war noch tiefgekühlt, aber schnell zubereitet. Noch etwas Sprühsahne drauf, schon konnte die Schlemmerei beginnen.

Helmut Hardy im Liegestuhl
Helmut im Liegestuhl

Als ich fast fertig war kam auch Rainer. Noch etwas Sonnenschutz, noch eine kurze Beinmassage (Wo hat man schon einen solchen Service?), schon ging es weiter.

Langsam kam die Steigung am Leyloch in Reichweite. Vorher musste ich aber noch mal kurz an einen Baum. Schnell ein paar Meter vorgelaufen, an den Rand gestellt und dann schnell hinter Rainer her.

Da war es passiert. Einen Stein übersehen, den Fuß nicht hoch genug, schon lag ich da. Aus meinem Ringfinger tropfte Blut, meine rechte Seite war von oben bis unten dreckig. Die großflächigen Schrammen auf meinem Rücken konnte ich allerdings nicht sehen.

Schnell war ich wieder hoch, leckte das Blut von meinem Finger und machte mich wieder auf den Weg.

An der nächsten Verpflegungsstelle gab es keinen Sanitäter, also weiter.

Andreas stand am Rand und rief mir zu. Er hatte den 'Monschau-Marathon' zu ernst genommen, musste schon in Monschau aufgeben.

An der übernächsten Verpflegungsstelle, am Leyloch, hat mich ein Junge dann mit einem Schwamm etwas gewaschen. Kurze Zeit später ließ ich mich an einem Rot-Kreuz-Wagen verpflastern.

Nun ging es 'das Leyloch' hoch. Ich holte Rainer wieder ein, lief aber sofort weiter, weil meine Familie oben wartete. Kurze Begrüßung, kurzer Bericht, dann war Rainer wieder da und es ging weiter.

Aber kurze Zeit später trennten sich unsere Wege wieder, weil ich doch gerne unter 4 Stunden bleiben wollte und er mit Knieproblemen kämpfte.

Jetzt kam das letzte Wegstück. Keine besonderen Steigungen, aber mittlerweile war es heiß und meine Kräfte waren auch nicht mehr so wie am Anfang.

Da kam Alwine von hinten an mich ran und fragte, was ich denn gemacht hätte. Das war wohl nicht schwer zu sehen, denn mein Rücken war teils blutrot verschrammt, teils dreckig, genau wie mein Shirt.

Helmut Hardy's Rücken
Helmuts Rücken

Alwine war erst bei km 30 eingestiegen, hatte also auch keine Startnummer. Sie macht in der Eifel Urlaub und hatte erst am Tag vorher vom Monschau-Marathon erfahren. Sie zog mich dann bis ins Ziel.

Kurz vor dem Ziel stand meine Familie wieder. Bettina schloss sich mir an und wollte mich ins Ziel begleiten. Als ich an der Kirche vorbei kam schlugen die Glocken. 12 Uhr - 4 Stunden. Die 42 km-Marke. Noch 195 m. Und keine Minute mehr bis zur 4 Stunden Grenze. Ich nahm die Beine in die Hand, ließ Bettina und Alwine allein, überholte noch 3 Läufer und erreichte das Ziel in 3:59:58,8.

Geschafft, aber kaputt.

Ein paar von uns waren vor mir, ein paar hinter mir. Alle erreichten das Ziel erschöpft, aber gesund.

Anders als knapp 100 andere Starter, die unterwegs aufgaben.

Nach und nach versammelten sich alle zum legendären Picknick auf der Wiese neben dem Zieleinlauf. Es gab Salate, Muffins, Kuchen, kühle Getränke und Schatten! Auch hier wird der Service immer besser. Dieses Jahr gab es sogar Campingstühle und einen Tisch.

 

Helmut