Laufbericht vom 24-Stunden-Lauf in Stadtoldendorf, 15. Juni 2002

Der 24-Stunden-Staffel-Lauf in Stadtoldendorf, darauf hatte ich mich schon sehr gefreut. Warum?

1. Wollte ich sowas mal erleben,
2. freue ich mich immer, Georg wieder zu sehen,
3. wie sieht Sabine eigentlich noch mal aus
4. wollte ich jede Menge nette LäuferInnen kennenlernen.

Wo fange ich an? Erst mal: Was ist dieser 24-Stunden-Lauf?

Stattgefunden hat das ganze in einem Stadion, d.h. 400m-Runden waren angesagt. Eigentlich öde, aber dafür hat man immer alles und alle im Blick. Nebenan gab's noch ein Freibad, welches man (ohne Wertung) kostenlos benutzen konnte. Kostenlos war auch die Teilnahme am Lauf (!) incl. Verpflegung.

Es gab 3 bis 4 verschiedene Wertungen:
1. Die EinzelläuferInnen (z.T. mehr GeherInnen) sollten in 24-Stunden eine maximale Anzahl an Runden schaffen. Ob mit Pause oder ohne, gehend oder laufend, alles egal.
2. Die 8 bis 12 Personen Teams sollten mit maximal 12 Leuten möglichst viele Runden drehen, wobei natürlich immer höchstens eineR auf der Bahn ist, aber beliebig oft gewechselt werden darf.
In dieser Gruppe war (leider nur) "unsere" SSG Marienau gemeldet.
3. Die gleichen Regeln, aber beliebig große Teams. Das größte Team stellte die benachbarte Kaserne der Bundeswehr (die auch logistisch half, z.B. bei Verpflegung und Sanitätern) mit ca. 180 Läufern.
Ansonsten gab es natürlich Sportvereine, Schulklassen (z.B. die Klasse 2a der Grundschule!). Insgesamt ca. 15 Teams.
4. Gesponsorte Läufe der Art "Ich zahle 2 Euro, dafür muß meine Lehrerin 2 Runden laufen." Dadurch kamen auch einige "Zivilisten" auf die Bahn und ein paar Spenden in die Kasse.

Soweit die Rahmenbedingungen.

Freitag ging's los, direkt von der Arbeit aus zum Bahnhof und planmäßig nach Holzminden. Georg hat sich doch sehr verändert - auf ein Mal sooo viele Haare. Aber dann war's doch Christina, seine Frau, die uns vom Bahnhof abholte. Essen, quatschen, Wettervorhersage, schlafen.

Woher wußte die Organisatoren, dass Deutschland bei der WM um 8:30 spielt, so daß sie erst später anfangen durften? Fernsehen als Laufvorbereitung hatte ich noch nie.

Auf nach Stadtoldendorf. Aber wo ist das Stadion? Darüber gab die Webseite keine Auskunft, aber ein Stadtplan in der Stadt. Parkplatz kein Problem, ab ins Stadion. Und wer steht da direkt im Weg: Die SSG Marienau mit den Ithberg-Lauf-Shirts. Also auch das kein Problem. (Gab es überhaupt Probleme an diesem Wochenende?)

Das Stadion hatte einen Kunstrasen-Fußballplatz, eine Tartan-Bahn (Schreibt man das so?), drum herum etwas Wiese, zum Teil am Hang. Vorne auf dem Hang hatten die meisten Teams ihre Zelte. Wir gingen etwas weiter um die Bahn und hatten unser Lager dann etwas abseits von den anderen und abseits vom dortigen Trubel.

Zelte aufbauen, Startnummern holen, "Wer startet für uns?", "Wie ist unsere Taktik?"
Im Gegensatz zu den Massen-Teams konnten wir natürlich nicht jede Runde wechseln, aber trotzdem hatten wir viel Spielraum. JedeR 30 min? Dann kommt man nur alle 6 Stunden dran. 15 min schien ein guter Kompromiss.
Den haben wir auch durchgehalten, auch in der Nacht. Zwischendurch gab es dann aber auch noch ein paar Sprinteinheiten: Jeder 3 Mal eine Runde.

Georg, der mich hin gebracht hatte, leckte sofort Blut, fuhr nach Hause und kam später mit Laufklamotten wieder (beinahe hätte er noch seinen Schlafsack eingepackt).

Die SSG Marienau
Die SSG Marienau

14 Uhr war Start, alle waren frisch. Das änderte sich, denn die Sonne war ganz schön heiß.

Abends wurde es kühler und damit Zeit für meine Bestzeit: 9 Runden oder 3,6 km in genau 14:30, also 3:45 pro km. Vielleicht kennt der ein oder andere diese Zeitvorgabe aus meinem Trainingsplan.

Das war gegen 23 Uhr. Danach ein kurze Runde schwimmen. Warum sagt mir denn keiner, dass man für die Duschen im Schwimmbad Geld braucht? Egal, dann eben die kalte Dusche.

Einschlafen kann ich doch immer gut, morgens dagegen habe ich meine Probleme. Also besser sofort ins Bett.
Das Einschlafen ist gar nicht so leicht, wenn das Flutlicht das Zelt bescheint und die Musik recht laut ist.
Aber ich bin ja auf einem Ohr taub und das andere lag auf Dirk's Kissen (Danke noch mal!). Habe ich wirklich geschnarcht? Ich dachte, ich hätte mehr gedöst als geschlafen.

Was kostet denn nun der Kaffee? Ich weiß es immer noch nicht. Manche bekommen ihn umsonst, manche zahlen 1 Euro für eine volle Tasse, manche nur 50 Cent.

Wie es auch sei, so richtig wach bin ich am Sonntag nicht mehr geworden.

Auch wenn die Stimmung super war.

Um 8 Uhr, also nach 16 Stunden, hatte wir genau 501 Runden. Konnten wir noch die 750 schaffen?


Sicher nicht mit Andreas, der zwar schnell laufen kann, aber nur, wenn er will. Manchmal will er andere Sachen und wartet auch schon mal eine halbe Runde, bis eine nette Frau vorbei kommt. Die mit den inneren Werten!


Zumindest bei uns gab es immer mehr Austausch zwischen den LäuferInnen auf den Bahn und uns. Besonders die Einzel-LäuferInnen wurden angefeuert, manchmal sogar begleitet, manchmal kamen sie auch vorbei oder man traf sich am nahegelegenen Verpflegungsstand.


Wir achteten zunehmend mehr darauf, dass unsere Runden bei der rein manuellen Zahlweise auch gewertet wurden. Ein kurzer Blickkontakt mit dem oder der ZählerIn oder ein freundliches Grüßen kostet kaum Zeit.


Kurz vor Schluß kam noch mal etwas Spannung auf:
- Würden wir die 750 Runden schaffen?
- Schafft die Bundeswehr 1000 Runden?
- Würden insgesamt mehr als 20.000 Runden gelaufen?

Die 20.000 Runden-Marke wurde geknackt. Wieso und wodurch weiß ich nicht, aber nach 13 Uhr wurden noch einige große Gruppen auf der Bahn gesehen.

Für die Bundis und uns gab es jeweils eine geänderte Strategie:
Die Bundeswehr durfte (durch eine kleine Regeländerung) jede halbe Runde wechseln. Viele machten die Innenbahn frei, Läufer aus anderen Gruppen machten den Hasen für sie, alle feuerten sie an. Kurz vor Schluß wurde das Ziel erreicht.

Und auch wir machten noch mal Tempo, obwohl es kaum nötig war. Mit 2 min/Runde hätten wir unser Ziel erreicht. Wir wechselten ca. alle 2 Runden und die Zeiten lagen bei 1:20 (Andreas wurde nicht abgelenkt) bis 1:55.

Insgesamt wurden es sogar genau 760 Runden!

Allein in unserer Klasse wurden wir natürlich Sieger, hätten aber auch in der anderen Klasse den fünften Platz belegt.

Bei den Einzel-LäuferInnen kamen 2 Frauen auf über 100km!


Nachdem die Bundis und wir unsere Ziele erreicht hatten, kam noch mal richtig Stimmung auf:

Jedes Team machte eine Ehrenrunde, wurde von den anderen Teams und den Zuschauern (in dieser Reihenfolge, wenn ich mich nicht getäuscht habe) bejubelt, die Bahn füllte sich immer mehr, bis nachher alle LäuferInnen auf der Bahn waren. Wirklich ein tolles Gefühl. Ich war den Tränen nahe.

Die SSG Marienau bei der Ehrenrunde
Die SSG Marienau bei der Ehrenrunde

Während der anschliessenden Siegerehrung war schon Aufbruchstimmung.

Packen, Zelte abbauen, verabschieden.


Man sieht sich!!!


Die Rückfahrt: Volle Züge, warm bis heiß, müde, etwas schlafen. Zu Hause um kurz nach Acht, etwas Essen und früh ins Bett. Um 6:27 wurde ich pünktlich wach, auch ohne Wecker. Allerdings hätte ich 3 min später locker wieder einschlafen können.


Summe:

Ein megatoller Event, supernette Leute, ein geiles Wochenende - und nicht das letzte dieser Art!


Helmut